Montag, 1. April 2013

What is more, I am a Catalan (Deutsch)


“Es ist diese die größte Ehre, die mir je zuteil wurde.
Der Frieden ist immer schon meine größte Sorge gewesen. Bereits in meiner Kindheit habe ich gelernt, ihn zu lieben. Als ich eine Junge war, hat meine Mutter –eine außergewöhnliche Frau- mir vom Frieden erzählt, weil es zu dieser Zeit viele Kriege gab.
Darüberhinaus bin ich Katalane. Katalonien ist heute eine Provinz Spaniens, aber was war Katalonien einst? Katalonien war einst die größte Nation der Welt. Ich sag Ihnen warum. Katalonien hatte das erste Parlament, lange vor England. In Katalonien gab es eine Vorfom der Vereinten Nationen. Im 11. Jahrhundert trafen sich alle Machthaber Kataloniens in einer Stadt in Frankreich, im damaligen Katalonien, um über den Frieden zu beraten. Den Frieden in der Welt und gegen, gegen, gegen den Krieg, die Unmenschlichkeit der Kriege. Es ist deswegen, dass ich so glücklich bin, hier bei Ihnen zu sein. Weil die Vereinten Nationen, die ausschließlich im Dienste des Friedens arbeiten, in meinem Herzen sind und weil alles, was mit dem Frieden zu tun hat mein Herz berührt.
Es ist lange her, dass ich das Cello nicht mehr in der Öffentlichkeit spiele. Aber ich fühle, dass jetzt der Moment gekommen ist, es wieder zu spielen. Ich werde ein katalanisches Volkslied spielen: “El Cant dels Ocells” (Der Gesang der Vögel). Die Vögel singen, wenn sie hoch im Himmel sind: “pau, pau, pau” (Frieden, Frieden, Frieden) und es ist eine Melodie, die Bach, Beethoven und alle anderen großen Komponisten bewundert und geschätzt haben. Und, zudem, entstammt sie der Seele meines Volkes, Katalonien.”

“Very moved, very moved, to receive such a (inaudible) the greatest honour that I have received.

And because you spoke of what I have thought all my life, inspired by my mother, who was a wonderful, genial woman. She talked to me, very early of my age, about peace. About peace. That, at that time, also we had, we were... I was born in the middle of a war. So, everything that the United Nations goes to my heart. Yes. And I have followed all the time what the UN was doing. Now, excuse me if I take your time, and our time, but let me say one thing....

I am a Catalan. Today, a province of Spain. But what has been Catalonia? Catalonia has been the greatest nation in the world. I tell you... I will tell you why. Catalonia has had the first parliament, much before England. Catalonia had the beginning of the United Nations. All the authorities of Catalonia in the Eleventh Century met in a city of France, at that time Catalonia, to speak about peace, at the Eleventh Century. Peace in the world and against, against, against wars, the inhumanity of wars. This was Catalonia. Now I am so so happy, so happy, so moved to be here with you today...”

“I haven't played in public for nearly forty years. I have to play today. And I will play a short piece of the Catalonian folklore. This piece is called The Song of the Birds. The birds in the space sing peace, peace, peace. And the music is a music that Bach and Beethoven and all the greats would have loved and admired. It is so beautiful, and it is also the soul of my country, Catalonia.”

Diese Worte sind auch heute noch die beeindruckendste Rede, die je vor einer so wichtigen internationalen Organisation über die “Seele meines Volkes, Katalonien” gehalten wurde. Vorgetragen wurden diese Worte, auf Englisch und vor der UN-Generalversammlung, vom Cellisten, Komponisten und Dirigenten Pau Casals (1876-1973).
Es war der 24. Oktober 1971 und im Rahmen einer Ehrung zugunsten von Casals am UN-Sitz in New York, wo Casals bereits 1959 aufgetreten war und er 1963 “El Pessebre” vorgetragen hatte. Der UN-Generalsekretär, U Thant aus Birma, überreichte Casals die Friedensmedaille kurz vor dessen 95. Geburtstag. Der katalanische Musiker spielte die “Hymne der Vereinten Nationen”, die er selbst auf Basis eines Textes des Dichters W.H. Auden komponiert hatte. Es war nachdem er diese Vorführung beendet hatte, dass er –außerhalb des offiziellen Zeremonieprotokolls- diese Worte sagte. Danach hallte der “Cant dels ocells” durch die majestätische Halle der UN-Generalversammlung. Wie Casals selbst betont hatte, war es schon längere Zeit her, dass er das Cello nicht mehr in der Öffentlichkeit gespielt hatte (das Cello sollte im gleichen Schweigen verweilen, in dem sich auch sein Land befand), aber die Gelegenheit war es wert, eine Ausnahme zu machen.
Trotzdem wurde Casals Hymne nie zur offiziellen Hymne der Vereinten Nationen, obwohl es U Thant so wollte. Das Tandem Casals-Auden war aus moralischen und politischen Gründen zur Zeit des Kalten Krieges nicht das geeignetste, vor allem da zahlreiche Staaten noch Diktaturen waren und es einige (eher konservative) Großmächte gab, die kein Interesse an einer Veränderung dieses Panoramas hatten. Heutzutage kennt man die Hymne trozt allem als “Hymne an den Frieden”.
Pau Casals (oder Pablo Casals, wie man ihn eher in der angelsächsischen Welt und in Lateinamerika kennt) war ein international gefeierter Musiker (der 1989 posthum mit einem Grammy ausgezeichnet wurde), und dies nicht nur weil er bereits zu Beginn seiner Karriere neue Akzente im Cello-Spiel setzte. Casals war darüberhinaus unermüdlicher Verfechter einer Popularisierung der klassischen Musik einerseits und von Werten wie Frieden und Freiheit andererseits. Beispiele hierfür sind etwa die Gründung der École Normale de Musique in Paris (1920) oder die Entstehung der Associació Obrera de Concerts (Arbeitervereinigung für Konzerte) in Barcelona (1926) andererseits, wo es beide Male darum ging, die klassische Musik den Arbeiterklassen näher zu bringen.
Casals, der 1931 ein Konzert in Barcelona organisiert hatte, um die Ausrufung der spanischen Republik zu feiern, lehnte zwei Jahre später, 1933, eine Einladung, mit dem Berliner Philharmonischen Orchester zu spielen, ab. Es war dies seine ehrliche und unbestechliche Art, sich jeglicher totalitärer Ideologie entschieden entgegen zu setzen (in diesem Fall gegen die Machtergreifung durch Adolf Hitler). Bereits 1917 hatte er seine Entscheidung bekannt gegeben, nicht in ein kommunistisches, nicht-demokratisches Russland zurückkehren zu wollen.
Nach dem Siegeszug der Faschisten Francos, der der Republik ein jähes Ende setzte, stand Casals seinen in französischen Konzentrationslagern internierten Landsleuten zur Seite. Zwischen 1938 und 1940 veranstaltete er gemeinnütztige Konzerte und setzte alles in Bewegung um Spenden für die exilierten Katalanen zu sammeln (er selbst spendete mehr als 140.000 Franken), vor allem im Rahmen von zwei Organisationen: “Chaînes du Bonheur International” und “Spanish Refugee Aids”.
Casals selbst lebte im Exil, in Puerto Rico, dort wo seine Mutter –jene “außergewöhnliche Frau” als Enkelin katalanischer Einwanderer geboren wurde. Nachdem er es über zwei Jahrzehnte hin abgelehnt hatte, nahm er im Oktober 1958 die Einladung, ein Konzert vor den Vereinten Nationen zu geben, an. Sein Aufruf zum Handeln gegen die nukleare Bedrohung als auch seine Friedensbotschaft, die im Vorfeld in Genf aufgenommen und in vierzig Ländern ausgestrahlt wurde, sollten Casals zu einem Symbol für den Kampf für die Freiheit machen –stets mit dem “Cants dels ocells”, jenem katalanischen Volkslied, im Hintergrund.
Als universeller Friedensbotschafter ging Casals, zwei Jahre später, einen engen Briefkontakt mit dem kürzlich gewählten John F. Kennedy ein. Stets ging es dabei um den Kampf für die Freiheit, überall auf der Welt und auch in seinem Heimatland Katalonien, das er so sehr vermisste. 1961 lud ihn Kennedy ein, im Weißen Haus zu spielen. Bereits 1904 hatte Casals für Theodore Roosevelt im Weißen Haus gespielt. Und in der Tat machte die US-amerikanische Presse daraufhin auch auf die Gemeinsamkeiten zwischen Kennedy und Roosevelt aufmerksam. Kennedy verlieh Casals schließlich im Jahre 1963 die Freiheitsmedaille.
Es war eine Freiheit, die Pau Casals hartnäckig und mit aller Kraft seiner Musik und seiner Persönlichkeit bis zu seinem Tode im Jahre 1973 im Exil in Puerto Rico verteidigte: Freiheit im Frieden für die Leute, die Sprache, die Kulturen und die Länder. Auch für seine Leute, seine Sprache, seine Kultur und sein Land: Katalonien. “The greatest nation in the world”.
Josep Bargalló Valls

Jahr 2013 derselben Rede:


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